Einen Welpen adoptieren

Welpen sind die Begehrtesten in der Hundevermittlung - das ist ganz klar. Vielleicht spielt ihr auch gerade mit dem Gedanken, einem Hundekind ein Zuhause zu geben. Wir haben die wichtigsten Informationen gesammelt, die bei der Entscheidung helfen können.

Viele Menschen wollen lieber einen Welpen adoptieren als einen erwachsenen Hund, weil sie davon ausgehen, ein Welpe hätte noch keine schlechten Erfahrungen gemacht uns sei leichter zu trainieren. Grundsätzlich ist der Gedanke nachvollziehbar: Ein kürzeres Leben bietet weniger Zeit für schlimme Erlebnisse. Doch so einfach ist die Rechnung nicht. 

 

lernen, gewöhnung, sozialisation

Die wichtige Lernphase, in der Sozialisation und Habituation besonders effektiv stattfindet und in der die Grundbausteine für das Hundeleben gelegt werden, ist in der Regel im 4. Lebensmonat bereits abgeschlossen. Dies bedeutet nicht, dass ein Hund danach nichts mehr lernen kann. Aber, dass die Kernphase, in der die Reize, die ein Welpe kennenlernt zuverlässig als bekannt abgespeichert werden, bereits vorüber ist. An Dinge und Situationen die ein Welpe bis dahin nicht kennengelernt hat, kann er sich nun schwieriger gewöhnen. 

Aufgrund einer EU-weit geltenden Verordnung zum Schutz vor Tollwut ist die Überquerung von Staatsgrenzen nur für Hunde mit einer gültigen Tollwutimpfung erlaubt. Die Impfung wird allerdings erst ab der 12. Lebenswoche verabreicht und der Schutz ist erst 21 Tage später, also in der Regel ab dem Alter von 4 Monaten aktiv. Alle Hunde, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen, sind also mindestens 4 Monate alt und haben somit die Kernphase von Sozialisation und Habituation bereits abgeschlossen. Ab dem 4. Monat gelten sie auch nicht mehr als Welpen, sondern als Junghunde. 

Unsere kleinen Schützlinge, wie auch die meisten anderen Hunde aus dem Ausland, wachsen häufig im Tierheim oder in Pflegestellen in ländlicher Umgebung auf. Das bedeutet, dass sie viele Erfahrungen mit ihrer Umwelt aufgrund ihrer Lebensumstände nicht sammeln können. Wir haben in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass dies die Tiere auf unterschiedliche Weise beeinflusst. Einige kommen großartig in einer neuen Umgebung zurecht und sind trotz einer mangelhaften Sozialisation sehr anpassungsfähig. Bei Anderen wirkt sich der frühe Mangel auf ihr ganzes Leben aus. Dabei spielen auch andere Faktoren mit ein, zum Beispiel die Genetik, aber auch der individuelle Charakter eines Hundes. Auch haben einige unsere Schützlinge das Glück, sehr früh in einer tollen Pflegestelle gelandet zu sein, wo sie alles kennenlernen konnten, was sie in ihrem späteren Leben erwarten wird. 

 

Der welpe - ein überraschungspaket

Einige Charaktereigenschaften von Hunden lassen sich bereits im Welpenalter gut erkennen. Schnell sieht man "den schüchternsten im Wurf" oder den "Draufgänger, der alles ausprobieren möchte". Doch generell sind Welpen und Junghunde mental und charakterlich noch nicht so gefestigt wie Erwachsene. Daher ist eine Einschätzung schwieriger und die Prognosen über eine zukünftige Entwicklung unsicherer. Auch kann der Umzug in ein neues Umfeld einen Einfluss haben. Häufig erleben Junghunde ihn beängstigender als Erwachsene. Es gibt auch Eigenschaften, die sich generell häufig später entwickeln, wie zum Beispiel der Jagd- oder Sexualtrieb. Und auch weil die Eltern in der Regel unbekannt sind, ist und bleibt der adoptierte Welpe ein Überraschungspaket. Das betrifft auch die körperliche Entwicklung der Tiere. Pfoten und Körperproportionen können zwar Hinweise geben, sind aber keine Garantie für das, was am Ende des Wachstums rauskommt. Dessen müssen sich zukünftige Adoptant:innen bewusst sein!

 

Welpen machen Welpensachen

Kein Geheimnis aber manchmal liebevoll übersehen oder romantisiert werden die alltäglichen Herausforderungen, die ein junger Hund mit sich bringt. Welpen sind meist nicht stubenrein - Putzzeug gehört in den ersten Wochen nach der Adoption eines jungen Hundes zum meistgenutzten Artikel im Haushalt. Welpen und Junghunde probieren sich aus, machen Quatsch und dabei geht auch mal der heiß geliebte Sportschuh, die teure Brille oder die Fernbedienung drauf. Sie erfordern viel Aufmerksamkeit, müssen gut beaufsichtigt werden - ja, sie rauben einem dabei manchmal den letzten Nerv. Auch das muss ehrlich gesagt werden. 

Und wenn man meint, alles im Griff zu haben, der Welpe den Welpenkurs mit Bravour bestanden hat, der Rückruf sitzt, die Regeln geklärt sind und einfach alles toll ist - dann kommt die Pubertät. Und dann wird in Frage gestellt, was bisher saß und die Halter:innen werden ein neues Maß an Konsequenz, Mühe und Erziehung aufbringen müssen. Manchmal kommen auch bisher ungekannte Unsicherheiten dazu, der junge Hund braucht wieder mehr Unterstützung. All das ist nicht einfach, aber wichtig, damit aus einem Junghund mit Flausen im Kopf ein gefestigter und glücklicher Erwachsener heranwächst, der ein treuer Lebensbegleiter werden wird.

die welpenadoption - der hund von anfang an dabei

 Nun fragt man sich, warum man eigentlich einen Junghund adoptieren sollte, wenn eigentlich alles schwieriger und komplizierter ist und viele Ressourcen fordert, die man bereit sein muss, zu opfern. Ja, es ist ein Geschenk, einem Hund beim Wachsen zu zusehen. Seine Entwicklungsschritte zu verfolgen, sich an jeder Neuerung zu erfreuen. Es ist wunderbar und zugleich anstrengend, unglaublich belohnend aber nicht einfach. Daher sind wir bei der Vermittlung von Junghunden sehr gründlich. Wissen die Bewerbenden wirklich um den Aufwand und die Anstrengung, die damit einhergeht, einen Jüngling zu adoptieren? Sind sie sich der erzieherischen Verantwortung bewusst? Sind sie anpassungsfähig und können sich auf ein Überraschungspaket einstellen? Diese Fragen solltet ihr euch stellen, bevor ihr euch für die Adoption entscheidet. Diese und viele mehr Fragen, werden wir in unseren Vermittlungsgesprächen mit euch stellen, um herauszufinden, ob Mensch und Junghund zueinander passen. Sodass der Hund das Zuhause bekommt, welches er verdient. Und gleichzeitig macht der Mensch, der bereit ist, sich auf sein Tier einzulassen und es in seiner Entwicklung zu begleiten, die wunderbare Erfahrung, ein Hundekind großzuziehen.

Solltet ihr nach der Lektüre dieses Textes zu den Personen gehören, die willens sind, sich dem Abenteuer "Junghund" zu stellen, seht auf unserer Vermittlungsseite für Junghunde vorbei. Vielleicht wartet euer zukünftiger Begleiter dort bereits auf euch.