Die so genannten Mittelmeerkrankheiten sind in der Hundewelt - und insbesondere bei Menschen, die sich für Auslandstierschutz interessieren - in aller Munde. Dabei dürften sie eigentlich gar nicht Mittelmeerkrankheiten haben, denn ihre Verbreitung geht mittlerweile weit über den Mittelmeerraum hinaus. So auch in Bulgarien, was nicht am Mittelmeer liegt, oder aber auch in Deutschland. Man versteht darunter verschiedene von Parasiten, also Zecken oder Sandmücken, übertragene Krankheiten, deren ursprüngliches Vorkommen eben im Mittelmeerraum lag. Die bekanntesten von ihnen sind z.B. Anaplasmose, Leishmaniose oder der so genannte Herzwurm (Dirofilariose).
Die Übertragung durch Parasiten macht diese Krankheiten für uns besonders wichtig. Denn während ihrer Zeit auf der Straße oder im Tierheim waren unsere Hunde nicht vor Zeckenbissen oder Sandmückenstichen geschützt. Während dieser Phase waren sie also besonders gefährdet, sich mit einer dieser Krankheiten anzustecken. Auch wenn glücklicherweise nicht jede Zecke und jede Sandmücke die Erreger überträgt, reicht theoretisch schon ein Stich/Biss für die Infektion. Daher gehört ein Test auf die in Bulgarien am meisten verbreiteten Krankheiten bei uns zur Vorbereitung eines Hundes auf die Ausreise dazu.
Die Canine Anaplasmose, also die Anaplasmose beim Hund, ist eine durch eine bestimmte Bakterienart (Anaplasmen) ausgelöste Infektionskrankheit. Sie kann von verschiedenen Zeckenarten durch Bisse übertragen werden. Die Folgen einer Anaplasmoseinfektion können ganz unterschiedlich ausfallen, viele Verläufe sind sogar symptomfrei. In schlimmeren Fällen verläuft die Krankheit oft mit Fieber, Trägheit, Gelenkentzündungen und Magen-Darm-Symptomen. In den allermeisten Fällen kann man im Blut eine so genannte Thrombozytopenie nachweisen, also einen Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten). Eine Untersuchung der Thrombozytenwerte ist also ein erster möglicher Schritt bei der Prüfung, ob eine Anaplasmoseinfektion vorliegt. Die Behandlung erfolgt mit Hilfe eines Antibiotikums und verläuft in der Regel unkompliziert. Sowohl Deutschland als auch Bulgarien liegen mitten im Verbreitungsgebiet der Anaplasmose. Hundehalter:innen sollten also von dieser Erkrankung wissen und auf einen ausreichenden Zeckenschutz achten. Mehr Informationen finden Sie hier.
Die Canine Ehrlichiose, also die Ehrlichiose beim Hund, wird wie die Anaplasmose von Zecken übertragen. Sie ist eine auf Ehrlichien genannte Bakterien zurückzuführende Infektionskrankheit. Häufige Folgen einer solchen Infektion sind eine gehemmte Blutgerinnung, Blutarmut (Anämie) und in der akuten Phase Fieber, Nasenbluten, Erbrechen, Abgeschlagenheit sowie Schellungen von Milz und Lymphknoten. Die Ehrlichiose kann allerdings auch chronisch verlaufen und ihre Symptome können sehr mannigfaltig sein, sodass sie als solche für eine:n Hundebesitzer:in nicht einfach identifizierbar ist. Das Ausmaß einer Ehrlichioseinfektion kann über einen Test der Antikörpertiter ermittelt werden. Ehrlichiose wird ebenfalls mit einem Antibiotkium behandelt. Bulgarien liegt in einem Gebiet mit hoher Verbreitung von Ehrlichiose. In Deutschland kommt sie (noch) weniger häufig vor. Auch hier ist die einzige Prophylaxe ein konsequenter Zeckenschutz. Mehr Informationen zur Krankheit finden Sie hier.
Die Dirofilariose ist eine von Parasiten ausgelöste Erkrankung. Wir unterscheiden zwei verschiedene Formen dieser Parasiten: Dirofilaria repens (Hautwürmer) und dirofilaria immitis (Herzwürmer). Diese Parasiten werden von verschiedenen Mückenarten übertragen und sind insbesondere im südosteuropäischen Raum verbreitet. In frühen Stadien zeigen die betroffenen Tiere häufig keine eindeutigen Symptome, wodurch die Krankheit für Besitzer:innen schwer zu erkennen ist. Bei größerem Parasitenbefall kann es u.a. zu Kurzatmigkeit, Schwäche, Anämie usw. kommen. Mithilfe eines Herz-Ultraschalls kann das Entwicklungsstadium des Herzwurms bestimmt werden. Je nach Stadium wird auch die Art der Behandlung bestimmt, die orale Medikamenteneinnahme, den Einsatz so genannter "Spot-ons" oder auch Injektionen beinhalten kann. Insbesondere Menschen, die gerne mit ihren Vierbeinern in den Urlaub nach Südeuropa fahren, ist darauf zu achten, dass der gewählte Parasitenschutz auch gegen Dirofilaria wirksam ist!
Die Borreliose ist eine durch den Befall des Hundes von Bakterien der Borrelien-Gruppe ausgelöste Krankheit. Diese werden von Zecken übertragen. Die Erkrankung verläuft bei Hunden häufig ohne Symptome und daher schwierig zu erkennen. Bei einer ausgebrochenen Borreliose kann es zu Fieber, Mattigkeit, Schwellungen von Lymphknoten und Gelenken sowie
Gelenkentzündungen kommen. Wie bei der Anaplasmose und der Ehrlichiose auch erfolgt die Behandlung mittels eines Antibiotikums. Die einzig wirksame Prophylaxe ist ein effektiver Schutz vor Zecken.
Die Babesiose ist eine von Schild- und Buntzecken übertragene Infektionskrankheit, die auch "Hunde-Malaria" genannt wird. Der Krankheitsverlauf ist in der Regel rasant. Häufige Symptome sind Fieber, Appetitlosigkeit und Schwäche, mitunter auch rotgefärbter Urin. Bei Verdacht auf Babesiose (z.B. nach einem Zeckenbiss) sollte der Hund direkt medizinisch behandelt werden, da die Krankheit schnell zum Tod führen kann. Der Nachweis erfolgt i.d.R. durch die mikroskopische Untersuchung von Blut, welches aus der Ohrmuschel oder der Spitze der Rute entnommen wird. Neben der Behandlung mit speziellen Medikamenten sind häufig auch Infusionen notwendig. Auch gegen Babesiose, die im übrigen in Deutschland auch relevant ist, hilft nur ein effektiver Zeckenschutz. Mehr Informationen zur Erkennung und Behandlung von Babesiose erhalten Sie hier.
Zu den so genannten Mittelmeerkrankheiten gehören auch die Leishmaniose (von Sand- und Schmetterlingsmücken übertragen) und die Hepatozoonose (von Zecken übertragen), die in Bulgarien allerdings sehr spärlich verbreitet sind. Ein hohes Vorkommen existiert zum Beispiel in Spanien und Portugal. Leishmaniose kann mittlerweile gut behandelt, aber nie vollständig geheilt werden. Für die Hepatozoonose gibt es kein einheitliches Therapieschema, die Prognosen recht unterschiedlich. Betroffen sind in der Regel junge oder geschwächte Hunde.
Da wir nicht gewährleisten können, dass unsere ehemaligen Straßen- und Tierheimhunde ständig gegen Parasiten geschützt waren, führen wir bei allen Hunden vor der Ausreise nach Deutschland einen Schnelltest auf die vier in Bulgarien gängigsten sog. Mittelmeerkrankheiten durch. Dieser Test heißt 4D-Test und erfasst folgende Erkrankungen: Borreliose, Anaplasmose, Dirofilariose und Ehrlichiose. Gerade diese Krankheiten haben häufig zunächst milde Verläufe - kaum auffällige Symptome. Umso wichtiger, die Hunde zu testen!
Sollte der Test positiv ausfallen, werden sofort weitere Maßnahmen ergriffen: Bei Dirofilariose wird mittels Herz-Ultraschall die Schwere der Erkrankung festgestellt, in den anderen Fällen startet eine Therapie mit Antibiotika. In der Regel besteht kein Grund zu Panik: Alle vier Krankheiten können gut behandelt werden, die Prognosen sind beruhigend gut, langfristige Probleme bei milden Verläufen eine Seltenheit.
Der 4D-Test konnte in Studien eine hohe Zuverlässigkeit vorweisen, dennoch sind verschiedene Szenarien denkbar, in denen eine Parasitenerkrankung vor der Ausreise des Hundes nicht erkannt werden kann: Zum Beispiel wenn ein Hund am Vortag der Testung von einer Zecke gebissen wurde und der Körper noch keine nachweisbare Anzahl an Antikörpern gebildet hat. Daher raten wir allen Adoptant:innen, den Test innerhalb eines Jahres nach Einreise nach Deutschland zu wiederholen oder einen PCR-Test auf parasitenübertragene Erkrankungen zu machen. Leishmaniose, Hepatozoonose und Babesiose sind nicht über den 4D-Test erfassbar. Diese Krankheiten sind jedoch selten symptomfrei und wie oben bereits beschrieben, spielen Leishmaniose und Hepatozoonose in Bulgarien keine große Rolle.
Alle oben genannten Krankheiten werden von Zecken und Mücken übertragen. Die meisten der sie auslösenden Mikroparasiten (wie z.B. die Anaplasmen oder die Ehrlichien) sind bereits in Mitteleuropa vorhanden. Daher ist es uns besonders wichtig immer wieder zu betonen: Die einzig wirksame Vorbeugung dieser Krankheiten ist ein wirksamer Zeckenschutz! Wir appellieren daher an unsere Adoptant:innen und auch die Leser:innen dieses Beitrags, zu wissenschaftlich erprobten und nachweislich wirksamen Schutzmaßnahmen zu greifen. Erfolgreiche Parasitenabwehr ist die einzige Möglichkeit unsere Hunde vor einer Ansteckung zu schützen.