BENJI

männlich, kastriert

geb. ca. 2020

Schulterhöhe ca. 50 cm

Tierheim in Sofia

neugierig, hundeverträglich, ängstlich Menschen gegenüber, macht aber Fortschritte

September 2024:

Nach mehr als drei Jahren im kleinen Seslavci ist Benji im Juni ausgezogen. Nicht, weil die Person auftauchte, auf die wir gewartet hatten und von der wir glaubten, dass sie unseren Jungen mit nach Hause nehmen würde. Benji ging, weil er ins Tierheim von Bogrov verlegt wurde. Dort lebt er unter 1500 anderen Hunden. Sie nahmen ihn mit, weil er schon erwachsen war; weil es keinen Platz für die neuen Welpen gab; weil er zu lange im Tierheim Seslavci gewartet hat. Sie nahmen ihn zusammen mit sieben anderen Hunden aus dem Tierheim mit. Jetzt teilen sie einen gemeinsamen Käfig, Futter und im Moment ein gemeinsames Schicksal.

Ob es daran lag, dass er eher schüchtern und ängstlich war, oder weil er den Menschen noch nicht ganz vertrauen konnte, aber in diesen drei Jahren fragte niemand nach ihm, niemand wollte ihm eine Chance geben.

Die einzige Welt, die Benji bis jetzt kannte, war das Leben in Seslavci. Er kannte seinen Käfig, die Wiese, seinen Napf und seine Artgenossen. Obwohl seine Tage grau waren, hatte er sich an dieses Leben gewöhnt - soweit man sich überhaupt an das Leben in einem Käfig gewöhnen kann. Er wusste, dass es im Winter einen warmen Unterschlupf gab, er kannte seine Hundekumpel, er wusste, dass samstags die Freiwilligen kamen und es Zeit für einen Spaziergang war. Jetzt macht ihm das Neue Angst, das Unbekannte verängstigt ihn.

In Bogrov ist das Leben anders, die Käfige sind im Freien, es gibt viel mehr Hunde, es gibt keine Möglichkeit, jede Woche spazieren zu gehen. Die sozialen Hunde gehen bestenfalls einmal im Monat raus. Und ob Benji jemals wieder spazieren gehen wird, wer weiß...

Jahrelang waren wir - die Freiwilligen - bei ihm und kämpften gemeinsam darum, seine Ängste zu überwinden. Wir sahen, wie unser Junge kleine Schritte in Richtung Fortschritt machte. Wir sahen den Wunsch und die Hoffnung in seinen Augen. Hoffnung, die irgendwie zu schwinden begann ... Es ist schwer, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass ein Hund sein ganzes Leben in einem Tierheim verbringen muss. Es ist schwer zu wissen, dass auch dort kein Platz für alle ist. Es ist schwer zu wissen, dass Benji vielleicht für immer nur eine Ohrmarke in einem Register sein wird.

Könnte es sein, dass irgendwo da draußen die Person ist, auf die Benji all die Jahre gewartet hat? Wird sie ihm helfen und ihn aus dem Tierheimleben herausholen? Wird Benji jemals verstehen, dass es eine andere Welt gibt als Beton und einen Käfig.

Gibt es diese eine Person?

Februar 2024:

Ach, Benji, wenn du sprechen könntest, was würdest du erzählen?

Von all den Jahren, die zu einem einzigen verschmolzen sind, wo die Sonne kommt und geht und sich nichts ändert.

Nur die Hunde in deinem Zwinger ändern sich. Hunde, an denen die Menschen nicht vorbeigehen wie an dir.

Denn wer würde vor dem Zwinger eines in sich zusammen geschrumpften Hundes Halt machen?

Er würde uns von dem Horrorhaus erzählen, in dem er vor dem Tierheim lebte, von den vielen Hunden und den Krankheiten.

Er hätte uns erzählt, wie zwei Frauen ihn und zwei andere Babys gepackt haben, als du mal wieder auf der Straße warst, und dich ins Tierheim gebracht haben. Er hätte uns erzählt, wie sie ein paar Monate später ihre Leute gefunden haben und gegangen sind, und wie er allein zurückgeblieben ist. Er würde uns von der Kälte der Kacheln und dem Futter erzählen, das ihn nie satt machte, von der Einsamkeit eines Tierheimhundes.

Er erzählte uns von den Freiwilligen, die ihn nicht aufgaben, obwohl er sie anfangs überhaupt nicht mochte. Von den Freiwilligen, die ihm Samstag für Samstag vom Leben außerhalb des Zwingers erzählten und versuchten, mit ihm rauszugehen, um ihm wenigstens etwas von der Welt zu zeigen. Bis er ihnen nach 2 Jahren endlich vertraut hat und die Schwelle des Zwingers 28 überschritten hat.

Benji träumt davon endlich von seinen Menschen entdeckt zu werden. Menschen, die sich von seiner Angst nicht abschrecken lassen. Menschen, die ihn nicht nur aus Mitleid adoptieren, sondern ihm auch die nötige Zeit und Geduld entgegen bringen, die er so sehr braucht.

Möchtest du dieser Mensch sein?